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Zwischenbilanz Stunde der Wintervögel in Bayern
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Ein erster Blick auf die bisherigen Ergebnisse
Interview mit LBV-Ornithologin Dr. Angelika Nelson
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Liebe Naturfreundin, lieber Naturfreund,
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das lange Vogelzählwochenende ist seit gestern Abend vorüber und unser Team hat alle Hände voll zu tun Daten zu sichten, auf Ihre Nachrichten zu antworten und sich an den vielen tollen Beobachtungen zu erfreuen. Hoffentlich hatten Sie genauso viel Spaß wie wir und sind immer noch im „Vogelfieber“.
Die Auswirkungen des plötzlichen Wintereinbruchs mit Kälte und Schnee in einigen Teilen Bayerns haben sich an den Vogel-Futterstellen in den Gärten und auf den Balkonen im Freistaat bemerkbar gemacht. Der Schnee hat viele Vögel an die Futterstellen gelockt.
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Noch bis zum 15. Januar können Sie uns ihre Beobachtungen vom Wochenende schriftlich oder online melden!
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Zwischenbilanz am Montag morgen Stand Montag, 17 Uhr, haben knapp 19.000 Naturfreundinnen und Naturfreunde in über 14.500 Gärten, Balkonen oder Parks in Bayern an der Stunde der Wintervögel teilgenommen und uns schon über 460.000 Vögel gemeldet. Vielen Dank an alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen!
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Was sagt eine Vogel-Expertin zum Zwischenergebnis? Die LBV-Ornithologin Angelika Nelson teilt mit uns ihre Einschätzung zu den bisherigen Beobachtungen. Dr. Angelika Nelson ist Biologin, begeisterte Ornithologin und Expertin für Vogelstimmen. Sie arbeitet als Gebietsbetreuerin in unserer LBV-Geschäftsstelle in Cham (Oberpfalz).
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Viel Spaß beim Lesen
Nicole Friedrich (LBV-Team Vogelzählung)
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Nicole: Liebe Angelika, wie viele andere sich eine weiße Weihnacht wünschen, wünschen wir uns immer eine schneereiche Stunde der Wintervögel – denn dann kommen besonders viele unserer heimischen Vögel an die Futterstellen und lassen sich beobachten und zählen. In Bayern war es heuer sehr unterschiedlich. In
einigen Teilen hat es geschneit, in anderen lässt der Schnee noch auf sich warten. Kann man da schon einen Einfluss des Wetters erkennen?
Angelika: Auf alle Fälle, das Wetter hat starke Auswirkungen darauf wie viele Vögel in den Siedlungsraum und dann besonders an unsere Futterstellen kommen. Nahrung ist für kleine Singvögel ganz wichtig zum Überleben, besonders im Winter. Sie spüren einen Kaltlufteinbruch und Schnee oft im Voraus und besuchen an den Tagen vor dem Wettersturz besonders zahlreich die Futterstellen. Das dürfte in vielen Teilen Bayerns am Samstag der Fall gewesen sein.
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Hat es bei dir in Cham schon geschneit? Und wie war deine Zählung?
Ich hatte auch das Wetter im Auge und hab schon gestern in meinem Garten gezählt. Gut war’s, denn heute hat es den Großteil des Tages leicht geschneit und war sehr windig - da verstecken sich viele Vögel und versuchen so viel Energie wie möglich zu sparen. Im Winter ist vor allem um die Mittagszeit viel los an unserer Futterstelle und so hatte ich Glück, dass ich fast alle üblichen Futtergäste beobachten konnte. Außer dem Rotkehlchen, das hat sich leider nicht gezeigt.
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Hattest du ein besonderes Highlight?
Besonders schön war, dass während meiner Zählung 30 Dohlen über unseren Garten flogen, ihre Kontaktrufe haben mich nach oben schauen lassen und ich habe sie auch gleich entdeckt. Sie sind stetige Dorfbewohner, brüten im Kirchturm in Arnschwang und kennen die genauen Öffnungszeiten der Dorf-Bäckerei. Denn jeden Morgen, wenn frisches Brot und Gebäck aus der Backstube auf kleinen Wägelchen ins Geschäft gefahren wird,
sind die Dohlen zur Stelle und holen sich die Krümel, die aufs Kopfsteinpflaster fallen. Das beschreibe ich auch in meinem Buch “Die Kraft der Vogelbeobachtung”, das ich mit meiner Kollegin Holly Merker als Anleitung für kleine Auszeiten aus dem Alltag geschrieben habe.
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Kannst du jetzt schon erkennen, ob sich an der Top 10 Liste im Vergleich zu den letzten Jahren etwas verändert hat? Der Haussperling flog ja gleich von der ersten Meldung an, an die Spitze der Top 10, wie auch in den letzten 5 Jahren. Die Kohlmeise folgt dicht auf, v.a. ist sie heuer scheint es in mehr Gärten anzutreffen als noch vor einigen Jahren. Sie hat sogar die Amsel als häufigsten
Gartenvogel verdrängt. Auch die Blaumeisen haben zahlenmäßig zugenommen. Das kann gut daran liegen, dass so viele Leute in ihren naturnahen Gärten auch Nistkästen anbringen, in denen Meisen erfolgreich Bruten aufziehen. Die Amsel hingegen baut ein offenes Nest in Sträuchern und auf Hausvorsprüngen. In Die Top 10 scheint es heuer auch der kleine Erlenzeisig zu schaffen, Zeisige sind Wintergäste aus dem Norden und nicht jedes Jahr in großer Zahl bei uns zu sehen.
Auch ein paar Waldvögel, wie Buntspecht und Eichelhäher wurden heuer wieder öfter als im Vorjahr im Siedlungsraum gemeldet. Voriges Jahr war ein Mastjahr einiger Baumarten und es gab sehr viele Bucheckern, Walnüsse und Eicheln in den Wäldern. Hinzu kommt, dass es auch im Siedlungsraum oft große, alte Bäume gibt, die diesen Waldarten als Nahrungsquelle und Sitzplätze dienen.
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Welche Besonderheiten haben die Teilnehmer und Teilnehmerinnen bisher schon gemeldet?
Besonders gefreut hat uns das Foto eines winzig kleinen Sommergoldhähnchens an einer Futterstelle in Rosenheim, das uns ein Teilnehmer geschickt hat. Diese kleinen Vögel verbringen den Winter eigentlich nicht in Bayern, sondern ziehen in den Süden. Ihre nahen Verwandten - die Wintergoldhähnchen - hingegen trotzen dem Schnee und der Kälte. Und manche Vogelbegeisterte
beobachten auch noch, wenn es bereits dunkel wird. So können sie auch Eulen, wie z.B. ein Paar Waldohreulen, entdecken und melden.
Gibt es auch bei der diesjährigen Zählung wieder "Daheimbleiber", also Zugvögel, die eigentlich um diese Jahreszeit nicht hier sein sollten? Das ist in den letzten Jahren ja immer häufiger vorgekommen.
Heuer war es zu Beginn der Zählaktion nicht so eindeutig, ob wir viele daheimgebliebene Zugvogelarten erwarten sollen, denn wir hatten ja nach einem milden Herbst einen relativ langen Wintereinbruch mit Schnee und Kälte im November. Aber Vögel sind je sehr mobil und es kann gut sein, dass der Hausrotschwanz, die Mönchsgrasmücke oder der Zilpzalp kurzfristig in südlichere Gefilde abgeflogen waren, jetzt aber wieder bei der Stunde der Wintervögel in Bayern gesichtet wurden.
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Wie sieht es dieses Jahr mit den nordischen Wintergästen aus, die im letzten Jahr größtenteils ausgeblieben sind? Gibt es schon nennenswerte Einflüge im Vergleich zu den Vorjahren?
Da tut sich heuer einiges, für die Wintergäste ist ja das Wetter in ihrer nordischen Heimat ausschlaggebend und in weiten Teilen Skandinaviens war es in den
letzten Wochen doch recht kalt und schneereich. Das mag die zahlenmäßig recht großen Trupps von Bergfinken und Gimpeln erklären, die uns gemeldet und auch mit Fotos belegt wurden. Auch Seidenschwänze können zurzeit oft beobachtet werden. Sie wurden auch besonders in Tschechien gemeldet, wo unsere Partnerorganisation BirdLife Tschechien dieses Wochenende auch zur Zählung der Wintervögel aufruft.
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Warum kommen diese Vögel überhaupt zu uns? Wirklich warm ist es hier ja auch nicht!
Trockene Kälte macht den meisten Vögel nichts aus, sie haben ja ein warmes Daunenkleid, doch um ihre Körpertemperatur von innen aus zu halten, müssen v.a. kleine Singvögel bei eisigen Temperaturen fast ständig fressen und Energie zuführen. Wenn Schnee
und Eis natürliche Samen von Wildkräutern oder Beeren an Sträuchern bedecken, fliegen viele Vögel in den Süden, wo weniger Schnee liegt. Und das ist ja immer mehr der Fall in Bayern, daher kann es gut sein, dass wir in den kommenden Jahren weiterhin mit nordischen Wintergästen rechnen können - gegebenfalls es fällt weiterhin viel Schnee im Norden.
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Können wir in den nächsten Wochen vermehrt die Augen offen halten nach Wintergästen? In der Vogelwelt gibt es immer Veränderungen, selbst die
treuen Standvögel wie Kleiber, Buchfink oder Rotkehlchen zeigen sich nicht jedes Mal, wenn ich draußen unterwegs bin und Vögel beobachte. Eigentlich muss ich dazu gar nicht extra unterwegs sein, denn Vögel beobachte ich immer und überall, am Weg zur Arbeit, wenn ich am Bahnhof auf den Zug warte oder bei einem Spaziergang in der Nachbarschaft. Selbst an diesen Orten in meinem unmittelbaren Umfeld entdecke ich immer wieder Neues, neue Arten aber auch neues Veralten, das ich so noch nie wahrgenommen hatte. Ich werde weiterhin nach einem Trupp Seidenschwänze Ausschau halten, da ich heuer noch nicht das Glück hatte diese Vögel zu beobachten.
Vielen Dank Angelika für das Gespräch!
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Fotos: Bergfink
(Frank Derer), Dohle (Janno Vaan/Canva), Kleiber, Kohlmeise und Blaumeise (Katja John), Seidenschwanz (Sarah Beer), Sommergoldhähnchen (Julian Schneidenrath), Bergfinken (Daniel Stellwagen), Buntspecht (Ingo Rittscher), Eisvogel (Rainer Schaaf) Sperlinge (Brigitte Umkehr)
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LBV - Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern e.V.
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